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Eine Einführung in das Renkenangeln
von Mark de Koning (veröffentlicht bei Anglerpraxis.de im Januar 2006)
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Das Angeln auf Renken ist in den letzten Jahren immer populärer geworden.
Zum einen hat sich die Wasserqualität in vielen Gewässern erfreulicherweise soweit verbessert, daß Renken (lat. Coregonidae) sich wohlfühlen. Zum anderen werden Fische dieser
Artenfamilie in immer mehr Gewässern anglerisch entdeckt. Die entsprechenden Angelmethoden werden also an mehr und mehr Gewässern eingesetzt.
So ist das Renkenangeln in den 90er Jahren auch im Sauerland angekommen. In den dortigen Talsperren sind schon vor längerer Zeit Renken eingesetzt worden. Diese Gewässer bieten gute
Möglichkeiten, auf die interessanten Fische zu angeln.
Die unterschiedlichen, in den verschiedenen Regionen Deutschlands kursierenden Begriffe Renken, Felchen und Maränen beziehen sich auf dieselbe Artenfamilie. Es gibt viele verschiedene, oft nur
lokal vorkommende Arten und Unterarten. Das Thema ist eine echte Herausforderung für Biologen, soll hier aber nicht weiter vertieft werden.
Uns Angler interessiert vor allem, wie Renken beangelt werden können.
Grundlagen
Wer Felchen fangen will, der muß sich zuerst mit der Nahrung dieser Fische auseinandersetzen. Sie fressen schwerpunktmäßig Wasserinsekten, vor allem Nymphen. Abhängig von der
Jahreszeit stehen aber auch Fischbrut und Fischlaich auf ihrem Speiseplan. Ich habe sogar schon mal eine Renke auf einen Barschzocker gefangen.
Ein Blick in den Magen einer Renke liefert wertvolle Auskünfte über die gerade bevorzugte Nahrung. Die Köderwahl sollte sich vor allem farblich daran orientieren. Topköder
für das gezielte Beangeln von Renken ist und bleibt die Hegene, auch wenn man gerade im Frühjahr schon
mal mit Maden und kleinen Rotwürmern Erfolg haben kann.
Eine Hegene ist ein Paternoster mit 3 bis 5 Nymphen und einem Endblei. Die Anzahl der Nymphen pro Hegene ist häufig limitiert. Daher ist es empfehlenswert, sich vor dem Binden der Hegenen nach
eventuell vorhandenen Beschränkungen am Zielgewässer zu erkundigen. Das Verwenden von mehr als 5 Haken gilt in Expertenkreisen zudem als unsportlich.
Da mit der Hegene ein Paternoster eingesetzt wird, benutzen Profis in der Regel Kescher mit Monofilnetzen. Aus diesen
können die Haken der Hegene nach dem Keschern einer Renke problemlos ausgehängt werden.
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Das Angeln auf Felchen ist schwerpunktmäßig Bootsangeln. Zeitweise, vor allem im Frühjahr und Frühsommer können Renken aber auch vom Ufer aus befischt
werden.
Werfen wir nun einen Blick auf die wichtigsten Details des Renkenangelns.
Hegene
Hinsichtlich der Haken zum Binden der Nymphen hat man die Wahl zwischen verschiedenen Farben, Formen und Größen. In der Regel werden goldene und brünierte Shrimphaken mit Öhr verwendet. An manchen Gewässern sind braune Haken die erste Wahl. An anderen fangen auf goldene Haken gebundene
Nymphen besser.
Das Spektrum der verwendeten Hakengrößen erstreckt sich von 10 bis 18. Am wichtigsten sind die Größen 12, 14 und 16. Die Verwendung zu kleiner Haken produziert Fehlbisse und
Aussteiger. Beim Einsatz zu großen Haken nimmt die Anzahl der Bisse rapide ab.
Dem Renkenangler steht ein Universum von Bindematerialen zu Verfügung, wobei vor allem Polyfloss erwähnenswert ist. Polyfloss ist
ein vielfädiges Material, das sich beim Binden sehr eng an den Haken anlegt. In manchen Gewässern sind fein gebundene Nymphen fängiger, in anderen sollten die Nymphen einen eher dicken
Körper haben und können z.B. aus Bodyglass gebunden sein.
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Mit Bindegarn, also auch mit Polyfloss gebundene Nymphen sollten mindestens zweimal lackiert werden. Zum einen halten sie dann wesentlich länger. Zum anderen glänzen die
Nymphen durch eine ordentliche Lackierung etwas, was die Fängigkeit noch erhöhen kann. Auf den Nymphenkörper gewickelte Zierfäden vor allem in Silber und Gold können dieselbe
Wirkung haben, erhöhen den Arbeitsaufwand des Bindens jedoch um einiges.
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Manche Angler schieben vor dem Binden der Nymphe eine Perle vor das Öhr des Hakens, andere wickeln an dieselbe Stelle mit einer zweiten Farbe ein entsprechendes Köpfchen.
Ich bevorzuge das Binden eines Köpfchens, da die Nymphe dadurch in der Regel leichter als beim Verwenden einer Perle ist.
Wie bei allen Kunstködern ist die Farbwahl ein nahezu unerschöpfliches Thema. Es gibt jedoch Standardfarben, die ein Renkenangler haben muß. Dazu zählen nach meiner Ansicht vor
allem die beiden Farbkombinationen schwarzer Körper mit rotem Kopf und roter Körper mit schwarzem Kopf. Je nach Situation und Gewässer können sich aber auch andere Kombinationen
als fängiger erweisen. Da hilft nur Ausprobieren.
Die Stärke der zum Binden von Hegenen verwendeten Vorfachschnur liegt im allgemeinen zwischen 0,12mm und
0,20mm. Generell gilt die eigentlich triviale Regel: so zart wie möglich aber so stark wir nötig. Beim Renkenangeln vom Ufer aus wird für die Hegene eher eine 0,20mm dicke Schnur
verwendet, da geworfen werden muß. Für das Fischen vom Boot aus sollte man wesentlich dünnere Vorfachschnüre verwenden, die deutlich mehr Bisse liefern.
Einige Renkenangler verwenden für die Seitenarme der Hegene eine dickere Schnur als für die Hauptachse. Das ist jedoch beim Verwenden steifer Schnüre und leichter Nymphen sowie durch
das Binden kurzer Seitenarme nicht unbedingt nötig.
Dem Einsatz von Fluoro Carbon stehe ich eher skeptisch gegenüber, da dieses Material deutlich schwächer als das der normalen Schnüre ist. Um die entsprechende Tragkraft zu erreichen
muß man Fluoro Carbon deutlich dicker wählen als normale Schnur. Fluoro Carbon ist auch nicht komplett unsichtbar, sondern im Wasser nur schlechter sichtbar als normale Schnur. Dieser
Vorteil kann jedoch durch die aufgrund der geringen Tragkraft erforderliche Wahl stärkerer Durchmesser verloren gehen.
Die Länge der Seitenarme, an denen die Nymphen der Hegene hängen, sollte etwa 2 bis 3cm betragen. Wählt man deutlich längere Seitenarme, dann stehen diese nicht mehr so gut ab und
die Übertragung der Bisse dauert unter Umständen zu lang.
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Wenn die Renken schwerpunktmäßig am Grund stehen, kann es sinnvoll sein, die Abstände zwischen den Nymphen der Hegene zum Grund hin abnehmen zu lassen. Die Nymphen
werden dann also zum Grund hin verdichtet. Wenn im Freiwasser gefischt wird, werden hingegen größere und gleichmäßige Abstände gewählt. Im den meisten Fällen ist
man bei einer Hegene mit 5 Nymphen mit etwa 35 bis 40cm Abstand zwischen den einzelnen Nymphen auf der richtigen Seite.
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Die feine Methode
Die feine Methode ist eine aktive Angelart, die in der Regeln vom verankerten Boot aus betrieben wird. Das Ankerseil sollte wegen der Scheuchwirkung möglichst unauffällig sein und der Anker
wegen der Gefahr des Verhedderns der Hegene auch nicht direkt unter dem Boot liegen. In den extrem seltenen Fällen, in denen nahezu absolute Windstille herrscht, kann auch mal von einem nicht
verankerten Boot aus gefischt werden.
Zum Einsatz kommen spezielle Renkenruten bis zu einer Länge von 2,70m Länge, bei denen man die zarten Spitzen meistens auswechseln
kann. Hinsichtlich der Bißerkennung kann eine Renkenrute eigentlich nicht kurz genug sein. Da aber häufig mit einer ca. 2m langen Hegene gefischt wird, sollte die Rute auch nicht zu kurz
sein. Ansonsten ist das Landen eines an der untersten Nypmhe hängenden Fisches schwierig bzw. der Arm des Anglers leider zu kurz. Ich benutze am liebsten eine 2,40m lange Renkenrute.
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Verwendet werden können bei dieser Methode sowohl kleine Stationärrollen, als auch kleine Multirollen und natürlich Renkenrollen. Die Stationärrollen haben
den Vorteil der einfachen Bedienbarkeit. Die beiden anderen Rollentypen zeichnen sich dadurch aus, daß die Schnur beim Aufdrehen nicht umgelenkt und damit auch nicht verdreht wird.
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Das direkteste Gefühl hat man beim Einsatz einer Renkenrolle, die in der Regel auch noch einen Splint zum Begrenzen des abzulaufenden Schnurvolumens hat, was beim Fischen im
Mittelwasser vorteilhaft sein kann. Renkenrollen werden meistens mit den Fingern gebremst. Gute Stationär- und Multirollen haben fein einstellbare Bremsen.
Die Hauptschnur kann in bis zu etwa 20m Angeltiefe monofile Schnur von 0,14mm bis 0,18mm Druchmesser sein. Bei
größeren Tiefen kommt meistens eine ganz dünne Geflochtene zum Einsatz, die aufgrund der geringen Dehnung die Bisse besser überträgt.
Wegen der guten Sichtbarkeit der geflochtenen Schnur sollte man jedoch ein paar Meter monofile Schnur vor die geflochtene knüpfen. Ansonsten besteht vor allem beim Angeln im Mittelwasser die
Gefahr, daß die sehr gut sehenden Renken einen Bogen um die geflochtene Schnur schwimmen. Darüber hinaus dämpft der monofile Schnurkopf in der Endphase des Drills einer großen
Renke die Schläge und Fluchten besser ab.
Bei der direkten Methode wird mit zarten Hegenen gefischt. Am Ende der Hegene wird ein leichtes Blei mit einem Gewicht von 5 bis etwa 15g
eingehängt. Die zarte Spitze der Renkenrute sollte durch das Gewicht des Bleis schon etwas vorgebogen sein. In der Regel sind 7 bis 12g schwere Bleie ideal. Bei großen Tiefen und starkem
Wind, wenn auch ein verankertes Boot noch etwas hin und her treibt, werden eher schwerere Gewichte gewählt. Auf diese Weise vermeidet man ein übermäßiges Bauchen der Schnur.
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Wichtig ist es, die Hegene mit der Rute zu führen, d.h. im Zeitlupentempo auf und ab zu bewegen. Die meisten Bisse erfolgen in der Regel beim langsamen Anheben der Rute.
Vorsichtige Bisse machen sich dadurch bemerkbar, daß plötzlich irgendetwas die Hegene festhält. Beim Führen der Rute krümmt sich dann die Spitze etwas mehr, als es
normalerweise allein durch die Bewegung der Fall ist.
Setzt man eine zu harte Spitze ein, dann lassen die Renken sehr schnell wieder los und man hat zuwenig Zeit, den Anhieb zu setzen. Das Erkennen der vorsichtigen Bisse erfordert einiges an Übung.
Darüber hinaus ist das stundenlange Führen einer Renkenrute trotz ihres geringen Gewichts ziemlich anstrengend.
Natürlich kommen auch schon mal aggressive Bisse vor. In diesen, eher seltenen Situationen reißen die Fische die Spitze der Renkenrute nach unten oder heben das Blei plötzlich an.
Dann kann man es sich auch schon mal einfacher machen und die Rute aus der Hand legen. Durch die Verwendung eines schweren Bleis haken sich die Renken beim Anbiß dann auch schon mal von
selbst.
Damit haben wir einen fließenden Übergang zu den einfachen bzw. groben Methoden, bei denen sich die Renken beim Anbiß selber haken.
Grobe Methoden
Die klassische Methode ist der Einsatz der Renkenpose. Dabei handelt es sich um eine große Laufpose mit einer Tragkraft von mindestens
15g. Die meisten Renkenposen haben eine Tragkraft zwischen 20g und 30g. Die eingesetzten Ruten sind Allroundruten von ca. 3,5m bis 4m Länge mit einem Wurfgewicht von bis zu etwa 60g. Die Rute
sollte nicht zu steif sein, da ansonsten viele Fische im Drill verloren gehen. In der Regel wird eine mittlere Stationärrolle mit einer 0,22 bis 0,25mm dicken monofilen Hauptschnur
verwendet.
Die Renkenpose wird so ausgebleit, daß sie weit, d.h. etwa noch etwa zur Hälfte herausschaut. Dadurch pendelt sie auch bei leichtem Wind und bewegt die Nymphen der Hegene entsprechend. In
den meisten Fällen wird bei einem Biß das sich wiederum am Ende der Hegene befindliche Blei angehoben. Die Renkenpose fällt dann einfach um. Der Fisch hakt sich selber durch das
Gewicht des relativ schweren Bleis.
Mit Renkenposen kann je nach Situation sowohl gegen Grund als auch im Mittelwasser gefischt werden. Wie bei jeder Laufpose läßt sich die Angeltiefe durch Verschieben des Stoppers
einstellen. Da insbesondere durchlaufende Renkenposen auch gut geworfen werden können, eignet sich diese Methode für das Angeln vom Ufer aus.
Eine weitere Methode, bei der sich die Renken von selber haken, ist der Einsatz einer Unterwasserpose, die sehr gut mit einer Feederrute
gefischt werden kann.
Die Unterwasserpose wird auf der Hauptschnur etwas oberhalb der Hegene mit einem Stopper fixiert. Am Ende der Hegene wird wiederum ein Blei eingeschlauft. Das wählt man jetzt so schwer,
daß die Unterwasserpose durch das Blei zum Grund gezogen wird. Dort richtet sie die Hegene duch ihren Auftrieb auf.
Die Rute wird bei dieser Methode meistens ähnlich wie beim Brandungsangeln aufrecht hingestellt. Ein Biß macht sich durch heftiges Wackeln der Spitze bemerkbar. Der Fisch hat sich dann in
der Regel schon selber gehakt. Das Fischen mit der Unterwasserpose erlaubt es, die Hegene sehr weit auszuwerfen. Allerdings ist man im Gegensatz zum Einsatz einer Renkenpose immer darauf angewiesen,
daß die Renken auch wirklich am Grund bzw. in Grundnähe stehen.
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Beide groben Methoden werden schwerpunktmäßig von Uferanglern eingesetzt, obwohl sie auch vom Boot aus Sinn machen können.
Die feine Methode bietet jedoch wegen des zarten Materials einen wesentlich spannerenden Drill. Sie ist nicht immer, aber meistens auch die erfolgreichere der vorgestellten Angelmethoden.
Angelstellen
Jedes Gewässer hat seine eigenen Besonderheiten. Daher ist es sinnvoll, sich vorab über aussichtsreiche Stellen und Tiefen zu erkundigen. Wichtig ist es auch, am Wasser zu beobachten, was
die alten Hasen machen.
Die nachfolgenden Aussagen beziehen sich auf die Sauerlandtalsperren, insbesondere auf den Sorpesee.
Im Frühjahr und Frühsommer stehen die Renken in der Regel relativ flach und kommen in die Reichweite der Uferangler. Am günstigsten sind Situationen, in denen die Renken in bis zu etwa
12m Tiefe in Grundnähe fressen. Dann sollte man Stellen suchen, die einen weichen aber nicht direkt schlammigen Untergrund bieten. An diesen befindet sich dann nämlich die entsprechende
Nahrung der Renken.
Im Verlauf des Sommers können die Renken schon mal sehr flach unter der Oberfäche, aber auch in bis zu etwa 25m Tiefe stehen.
Im Herbst ziehen die Fische in der Regel in noch tieferes Wasser. Im Winter findet man dann teilweise große Schwärme in Tiefen von bis zu über 40m. Die Renken laichen in der Zeit von
November bis Dezember.
In den Gewässern, in denen die kleine Maräne dominiert, werden jene vor allem beim Fischen in den großen Schwärmen gefangen, die sich meistens im Mittelwasser aufhalten.
Glücklich schätzen können sich Angler, die an Gewässern fischen, an denen der Einsatz eines Echolotes gestattet ist. Das Auffinden von Renkenschwärmen im Mittelwasser, aber
auch von am Grund fressenden Fischen ist mit einem Echolot natürlich wesentlich einfacher. Eine Fanggarantie ist der Einsatz eines Echolots allerdings auch nicht. Er erhöht nur die
Fangwahrscheinlichkeit.
Beifänge
Beim Renkenangeln kommt es regelmäßig zu Beifängen von Fischen anderer Arten.
Direkte Beifänge sind solche, bei denen die gefangenen Fische die Nymphe genommen haben. Je nach Jahreszeit und Tiefe werden vor allem Barsche, Rotaugen, Brassen, Seeforellen und Saiblinge auf
die Renkenhegene gefangen.
Zu indirekten Beifängen kommt es, wenn sich ein Räuber die Renke holt, die man gerade drillt. Wenn man Glück hat, verheddert der Dieb sich in der Hegene. Dabei handelt es sich meisten
um größere Hechte. Mit viel Geduld und Glück kann man einen solchen Einsteiger langsam bis zur Oberfläche führen. Dort sollte der Räuber dann möglichst schnell mit
einem großen Kescher oder Gaff herausgeholt werden, bevor er richtig wach wird.
Verwertung
Renken sind außerordentlich schmackhafte Fische. Die Verwandten von Forellen und Äschen haben ein feines, sehr hochwertiges Fleisch, das man hervorragend Räuchern, Braten und
Dünsten kann. Verarbeitet werden sowohl ganze Fische, als auch Filets.
Die meisten Renkenangler verwerten Ihre Renken durch Räuchern. Kenner schätzen geräucherte Renken, die geschmacklich zwischen Forellen und Aalen angesiedelt sind.
Nicht nur das Aufspüren, Überlisten und Drillen der kampfstarken Renken bereitet Vergnügen. Auch unter kulinarischen Aspekten lohnt es sich, diese Fische zu beangeln.
Petri Heil und hoffentlich guten Appetit !
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